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Grüne fahren (fast) immer autofrei

| Aktuelles 

Jedes Jahr vom 16. bis 22. September beteiligen sich zahlreiche Städte und Gemeinden an der Europäischen Mobilitätswoche. Friedrichshafen will 2022 einsteigen und unter anderem einen autofreien Sonntag veranstalten. So ist es im Juni im Finanz- und Verwaltungsausschuss beschlossen worden. Ein Jahr, bevor es am 18. September 2022 soweit sein wird, schildern Mitglieder der Grünen-Fraktion – auf deren Initiative kommt es dazu – ihren persönlichen autofreien Sonntag.

Genau genommen ist bei den acht Gemeinderät*innen jeder Tag autofrei. Sechs besitzen gar keinen Pkw. Autofrei heißt dabei nicht, komplett aufs Auto zu verzichten. „Wenn ich eins brauche, zum Beispiel für größere Transporte, leihe ich mir eins über die verschiedenen Carsharing-Angebote aus“, sagt Felix Bohnacker. Und wie läuft’s mit dem Einkaufen und mit den täglichen Wegen? „Wir haben eine ‚Grüne Kiste‘ abonniert und lassen uns von ‚Tante Emmas Bruder‘ mit dem Lastenrad beliefern“, sagt der 25-Jährige. „Alles andere kaufen wir mit dem Fahrrad ein“, ergänzt Lebensgefährtin und Fraktionsvorsitzende Anna Hochmuth. Während sie ihren Arbeitsweg nach Weingarten mit Fahrrad und Öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegt, arbeitet Felix Bohnacker meistens im Home Office. „Vor Corona-Zeiten bin ich mit dem Fahrrad oder bei schlechtem Wetter mit dem Werksbus gefahren“, sagt er. Für längere Strecken ist die Bahn bei beiden das bevorzugte Verkehrsmittel.

Regine Ankermann hat zwar ein eigenes Auto, legt aber so gut wie alle innerstädtischen Strecken mit dem Fahrrad zurück. „Schneller kann man in Friedrichshafen nicht unterwegs sein“, sagt die 65-Jährige. Um mit der Schwiegermutter zum Einkaufen zu fahren, möchte sie das Auto allerdings nicht missen, räumt sie ein.

Auch Stephanie Glatthaar und Christine Heimpel leben gut ohne eigenes Auto. In der Stadt gehen sie viel zu Fuß oder steigen aufs Fahrrad. Das Rad ist für beide auch im Urlaub das bevorzugte Verkehrsmittel.

Glatthaars nutzen die Bahn als Verkehrsmittel, um an den Startort oder am Ende des Urlaubs wieder an den See zu gelangen. Einkäufe erledigen Stephanie Glatthaar oder ihr Mann ebenfalls mit dem Fahrrad und für größere Transporte steht ein Lastenrad in der Garage.

Christine Heimpel und ihr Mann verbringen ihre Urlaube am liebsten auf dem Tandem. Für die Anreise zum Startort und vom Zielort zurück mieten sie ein Auto. „Das ist schwierig mit der Bahn zu transportieren“, sagt Christine Heimpel. Ihre Einkäufe transportiert sie in der Fahrradtasche und für Transporte wird ein Anhänger angekuppelt.

Seit Gerhard Leiprecht vor 13 Jahren sein Auto verkauft hat, fährt er noch mehr Fahrrad, nutzt Bus und Bahn und geht viel zu Fuß. „Ich bin beweglicher geworden und habe abgenommen“, sagt der 72-Jährige. „Außerdem unterstütze ich den örtlichen Handel und die Gastronomie, weil ich das Geld nicht in andere Städte fahre“. Seinen Urlaub macht er anders als früher und es gibt kaum ein Dorf, das der gewiefte ÖPNV-Kenner nicht mit Bus oder Bahn erreicht. Was Gerhard Leiprecht besonders freut: „Immer, wenn ich an einem Stau vorbeikomme, bin ich glücklich, auf dem Rad zu sitzen“.

Maren Schwarz Erfurth, ihr Mann und die beiden Kinder nutzen – wenn immer es geht – Bus, Bahn oder das Fahrrad. „Beruflich komme ich aber nicht ohne Auto aus“, sagt die Gemeinderätin.

Dass man auch mit kleinen Kindern ohne Auto auskommt, beweist Ulrich Heliosch. Erst kürzlich ist er mit in Urlaub gefahren. „Unser sechsjähriger Sohn fährt wahnsinnig gerne ICE, deshalb sind auch lange Strecken gar kein Problem“, sagt Ulrich Heliosch, der vor vier Jahren das eigene Auto abgeschafft hat. Seit die permanenten Kosten weggefallen sind, verschmerze er auch eine 50-Euro teure Taxifahrt. „Das zahlen viele Autofahrer*innen jede Woche fürs Tanken“, sagt er.

Die Hauptwege legen Ulrich Heliosch, seine Frau und die beiden Kinder mit dem Fahrrad, zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurück. Und wenn’s regnet? „Dann kommt unsere hochwertigen Outdoorkleidung zum Einsatz.“

Wenn er ein Auto braucht, greift er auf CarSharing, ein Mietauto zurück oder leiht sich eins im Freundeskreis. Praktisch daran: „Je nach Anlass kann ich mir das passende Auto mieten. Für kurze Strecken nehme ich ein kleines Elektroauto, für Transporte einen größeren Wagen.“

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Nicht nur beim Critical Mass sind Anna Hochmuth und Felix Bohnacker mit dem Fahrrad unterwegs.